Dies ist der Ort, an dem ich mich in Griechenland verliebt habe. Vor acht Jahren führte mich mein erster Swimtrek auf die kleine Insel südlich von Naxos. Hier bin ich das erste Mal unsicheren Schrittes ins Wasser gewatet, um mehrere Kilometer am Stück im Meer zu schwimmen. Seither zieht es mich jedes Jahr auf die griechischen Inseln. 113 bewohnte gibt es, elf habe ich bisher besucht. Vor allem die Kleinsten der Kleinen ziehen mich magisch an, allen voran immer wieder Schinoússa. Selbst dieses Jahr, als sie eigentlich gar nicht Teil meiner Reiseroute war, habe ich einen Tagesausflug dorthin gemacht.

Es ist schwer zu erklären, was genau ich an Schinoússa so gerne mag. Die Insel ist karg wie so viele Kykladen und wirklich winzig – keine 9 Quadratkilometer groß, zwei Dörfer, weniger als 300 Einwohner. Nur zweimal am Tag (in der Hauptsaison) legt hier die Skopilitis an, die Fähre, die die Kleinen Kykladen miteinander verbindet: einmal am Tag Amorgós ~ Donoússa ~ Koufonissi ~ Schinoússa ~ Iráklia ~ Naxos – und wieder zurück. Es ist wohl genau diese Abgeschiedenheit, die die Insel so besonders macht. Nur wenige nicht griechische Touristen verirren sich hierhin. Außer am Strand herumzuliegen, gibt es ja auch kaum etwas zu tun, keine malerische Chora, keine antike Ausgrabungsstätte zu besichtigen.

Die längste Zeit, die ich bisher auf Schinoússa verbracht habe, war eine Woche zusammen mit einer Freundin. Unser tägliches Programm war abwechslungsarm und tiefenentspannt: Ausschlafen, frühstücken, runter zum Strand laufen. Am Tsigouri Beach gibt es die – meiner Meinung nach – beste Strandbar, inklusive kostenloser Sonnenliegen. Hier dann: lesen, Frappé trinken, schwimmen, lesen, Melonensaft trinken, Nickerchen. Es gibt noch ein paar weitere Strände auf der Insel, diese allerdings ohne Infrastruktur, dafür ist man dort mit Glück ganz allein.

Gegen Abend zurück in den Ort, ein typisches Kykladendörfchen: eine Kirche, zwei Supermärkte, eine Post, eine Apotheke, ein paar Kafenions, Bars und Restaurants. Frisch machen, ein Bier zum Sonnenuntergang. Anschließend am liebsten ins Kira Poutiti – überall in Griechenland habe ich bisher sehr gut gegessen, aber dies ist immer noch mein Lieblingsrestaurant. Moderne griechische Küche, wie es sie auch in Athen gibt. Hier habe ich schon vorzügliches Seeigelrisotto ebenso wie die beste Moússaka gegessen. Und nach meinem letzten Urlaub auf Schinoússa habe ich so lange recherchiert, bis ich einen Händler in Berlin fand, wo ich den Wein, den ich hier getrunken habe, bestellen konnte. Und ja, der schmeckt auch zuhause! Zum Abschluss in die Bar und mit einem Glas Wein in den Sternenhimmel gucken, der hier einem funkelnden Gemälde gleicht.
Zum Runterkommen und komplett Abschalten gibt es wahrlich kaum einen besseren Ort.

Wer sich unsicher ist, ob die totale Abgeschiedenheit wirklich etwas für ihn oder sie ist, bucht vielleicht erst mal nur zwei, drei Nächte hier. Das Tolle ist ja, dass Schinoússa in mitten eines ganzen Inselreichs liegt und man in einem Urlaub ganz unkompliziert zwei oder drei Inseln erkunden kann. Ich weiß nicht, ob ich jemals länger als für eine Woche kommen werde, irgendwie reizt es mich schon. Ich weiß nur: Ich werde immer wieder kommen.

Übernachten: Hotel Iliovasilema Schlichte, kleine Zimmer mit Balkon, aber mehr braucht man hier auch nicht. Bonus: Eine Übernachtung kostet circa ein Viertel dessen, was man in einem vergleichbaren Hotel auf Mykonos oder Santorini zahlen würde.

Ein Kommentar zu „Ich träume von … Schinoússa“