Gibt es einen passenderen Ort, die zwanziger Jahre schwimmtechnisch einzuläuten, als diesen? Ehrlicherweise war es Zufall. Ich habe einfach wie immer, bevor ich einen Städtetrip mache, recherchiert, was es für Schwimmbäder vor Ort gibt und stieß so schnell auf das Badeschiff, das unterhalb der Bibliothèque François-Mitterand in der Seine liegt und nach der berühmten Tänzerin benannt ist, die in den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts aus den USA nach Frankreich zog. (Ich konnte nicht herausfinden, ob Joséphine selbst begeisterte Schwimmerin war, aber sie ließ sich neben ihr Schloss in der Dordogne wohl einen Pool in Form eines J bauen.)
Das Badeschiff schwimmt seit 2006 in der Seine. Neben einem 10-mal-25-Meter-Becken bietet es ein Fitnessstudio, eine Sauna, ein Hammam (beides derzeit leider geschlossen) und im Sommer ein Sonnendeck mit Liegestühlen. In den warmen Monaten wird außerdem das Glasdach geöffnet, was besonders schön sein muss.

Ich war im Dezember da und, obwohl keine Métro fuhr, wild entschlossen, hier schwimmen zu gehen. Und ich wurde für die drei Kilometer Fußmarsch aus dem Zentrum hinaus die Seine entlang tatsächlich belohnt: ein fast leeres Becken, in dem sich nur sieben weitere Schwimmer befanden, so dass wir uns bequem jeweils zu zweit eine der vier Bahnen teilen konnten. Wäre mein Französisch besser, hätte ich am Beckenrand sogar ein Schwätzchen mit dem freundlichen Herrn in meiner Bahn halten können. Es reichte immerhin, um den Bademeister zu fragen, ob die Pullbuoys zur allgemeinen Verfügung stehen (taten sie).
Glücklich schwamm ich 40 Bahnen, kaufte mir im Anschluss in der Bäckerei an der nächsten Ecke eine köstliche Tarte auf die Hand – und machte mich auf den Sechs-Kilometer-Weg zurück zum Hotel.
Ich habe selten so gut geschlafen wie in dieser Silvesternacht.