Manchmal hat es durchaus etwas Gutes, so planungsverrückt wie ich zu sein. Kaum zurück aus dem Sommerurlaub überlegte ich, wohin die Reise in diesem Jahr noch gehen könnte. Dänemark im Herbst mit der Familie stand schon fest und war eine schöne Aussicht, aber nicht ganz das, was mir vorschwebte. Ich sehnte mich nach einem unbekannten Ort, nach einem Kurztrip nur für mich. Und dann kam mir auf einmal Paris in den Sinn – dort wollte ich schon so lange hin. Keine Stunde später hatte ich Flug und Hotel gebucht. Ich plane ja wirklich gerne, aber ich glaube, es war das erste Mal, dass ich bereits im Juli wusste, was ich Silvester machen würde. Ha!
Da es noch so lange hin war, war es allerdings auch schon bald wieder vergessen. In den folgenden Wochen und Monaten passierte es mir immer wieder, dass ich mich über irgendetwas ärgerte, weil in diesem vermaledeiten Jahr einiges nicht so lief wie erhofft, bis mir unvermittelt einfiel: „Aber Silvester bist du in Paris!“ Und dann musste ich von Ohr zu Ohr grinsen.
Am Ende lief auch mein Paristrip nicht ganz so wie erhofft. Ich hatte mir für den Silvesterabend eine Karte fürs Ballett gekauft – aber nicht nur die Métro, sondern auch die Oper wurde bestreikt. Dennoch fand ich die Stadt ganz wunderbar.
Was ich besonders mochte:
Sacré Coeur & Montmartre

Gleich zu Beginn bin ich hoch zur Sacré Coeur gelaufen und habe bei herrlichstem Sonnenschein den Blick über Paris aufgesogen. Anschließend bin ich durch Montmartre mit seinen vielen Cafés und Boutiquen gebummelt und habe mich an den Einheimischen erfreut, die ganz klischeehaft vor der Frommagerie Schlange standen und Baguette unterm Arm spazieren trugen. Pausiert habe ich im Restaurant des Hôtel d‘Amour mit seinem sehr schönen Innenhof. Eine Empfehlung von Okka Rohd.
Spaziergang an der Seine

Am zweiten Tag bin ich wieder bei strahlendem Sonnenschein vom Hotel zu Fuß durchs 2. Arrondissement und den Jardin du Palais Royal, am Louvre vorbei zur Seine gelaufen. Über die Ponts des Art rüber ins Quartier Saint-Germain-des-Prés. Dort hatte ich mir als Muss das Café de Flore notiert, bin dann aber bereits eine Ecke vorher im Le Bonaparte eingekehrt, wo ich im Wintergarten in der Sonne sitzen konnte. Von dort wieder zurück an die Seine, über die Pont Neuf auf die Île de la Cité. An der Notre-Dame vorbei, die in ihrem Gerüst einen sehr traurigen Eindruck machte – ich habe mich fast ein wenig geschämt, sie so zu fotografieren – und über die Pont Saint-Louis weiter auf die gleichnamige Insel.
Wer bei Sinnen ist, würde diese halb umrunden und am anderen Seineufer zurücklaufen und hätte damit einen sehr ordentlichen Spaziergang gemacht. Ich bin noch 2 Kilometer weiter marschiert, um im Piscine Joséphine Baker schwimmen zu gehen – davon berichte ich ein andermal –, und die ganze Strecke wieder zurück, denn es fuhr ja keine Métro. In Summe blickte ich am Ende des Tages auf 15 gelaufene und einen geschwommenen Kilometer zurück. Ich war dann gar nicht traurig über einen ruhigen Silvesterabend mit einer Flasche Crémant und und einer Tüte Chips im Hotelzimmer und habe kurz nach zwölf ein wenig kaputt und sehr zufrieden das Licht ausgemacht.
Bustour

Selten bin ich so frisch und munter in einen 1. Januar gestartet – bis ich zehn Schritte vor die Tür gesetzt hatte. Aua! Die Strecke vom Vortag hatte doch deutliche Spuren hinterlassen. Ich bin dann tapfer eine halbe Stunde zum Ladurée gehumpelt, eine bekannte Edel-Patisserie, wo es neben Macarons und anderem süßen Gebäck sehr gute Eggs Benedict geben sollte – und gab. Ansonsten würde ich die Läden allerdings meiden, da sehr teuer, und meinem Eindruck nach bekommt man hier auch in jeder kleinen Nachbarschaftsbäckerei hervorragendes Gebäck. (Mindestens ebenso gute Eggs Benedict habe ich am nächsten Tag für die Hälfte des Geldes bei Paperboy nahe des Canal Saint-Martin gegessen.*)
Noch im Café habe ich ein Ticket für eine Hop-on-Hof-off-Bustour gebucht. Ja, ich weiß – wie uncool. Aber wisst ihr was? Schon vor zwei Jahren habe ich diesen Snobismus runtergeschluckt, als ich mit meinem Bruder, meiner Schwägerin und meinen zwei kleinen Neffen in London war und gemerkt habe, dass das eine durchaus komfortable Art ist, eine Stadt zu erkunden. Nicht nur dass sie die geschundenen Füße schont, man hat aus so einem Doppeldeckerbus wirklich einen tollen Blick auf die Stadt – und nicht nur auf die Sehenswürdigkeiten, ich mochte es auch, im Vorbeifahren in die schicken Pariser Wohnungen zu linsen.
Mein Hotel

Übernachtet habe ich im Hôtel du Temps (ein Tipp von Hanna Schumi), das im 9. Arrondissement nahe des Gare du Nord liegt. Von dort sind etwa Sacré Coeur, der Louvre oder das Marais fußläufig gut zu erreichen – und damit meine ich innerhalb einer halben Stunde. Wenn die Métro streikt, wird fußläufig natürlich zum dehnbaren Begriff. Mein Zimmer war klein, aber fein; ich habe von den netten Mitarbeitern schon im Vorhinein tolle Restaurantempfehlungen bekommen; und in der kleinen Bar im Empfangsraum bekommt man nicht nur ein sehr gutes Frühstück, sondern kann auch zu jeder anderen Uhrzeit mit einem Tee oder Drink entspannen.
Paris, du warst sehr gut zu mir, und ich werde auf jeden Fall wiederkommen. Euch wünsche ich, was ein älterer Herr am 31. Dezember seinem Nachbarn die Arme in die Luft werfend über die Straße hinweg zurief: Bonne année et beaucoup d’amour!
* Ich liebe Eggs Benedict und nehme alle Empfehlungen diesbezüglich für Hamburg und den Rest der Welt dankend an.
Da dieser Beitrag Marken- und Produktnennungen sowie Verlinkungen enthält und das nach derzeitiger Rechtslage als Werbung gilt, kennzeichne ich ihn als WERBUNG. Es handelt sich dennoch um persönliche Empfehlungen.
Ein Kommentar zu „Vier Tage Paris“